1. Wie schätzt du die Auswirkungen der Pandemie auf die Bildungsbiografien der Schülerinnen und Schüler ein?
Die Lehrerschaft und das Sächsische Ministerium für Kultus, sowie die sächsische Staatsregierung und auch die Bundesregierung haben sich über die Pandemie immer wieder dafür eingesetzt, dass Unterricht stattfinden kann und möglichst alle Schüler erreicht werden, trotz Kontaktbeschränkung und Schulschließung. Das ist selbstverständlich ein schwieriges Unterfangen und hat an der Qualität des Unterrichts genagt. Ein Schüler wird davon selbstverständlich folgen tragen. Wie groß diese sind, kann man am Einzelfall heute einerseits glasklar feststellen und man weiß auch, dass es alle betrifft, aber bis man keine statistische Erhebung gemacht hat, kann man das Defizit nicht benennen. Die Pandemie hat gesellschaftliche Folgen, die man heute noch nicht abschätzen kann, welche nicht nur Schüler betreffen. Ich erwarte daher nicht, dass jeder Schüler dieser Generation einen Nachteil im Beruf haben wird. Jedes Defizit kann mit ausreichender Initiative verbessert werden.
2. Wenn du etwas am Schulsystem ändern könntest, was wäre das?
Man sollte mehr Realitätsbezug in den Schulalltag bringen. Viele Schüler*innen kommen nicht einfach in ein Praktikum in den Ferien und geben sich so nie die Möglichkeit sich realistische Vorstellungen vom späteren Leben zu machen. Es ist sehr wichtig für Schüler sich auszuprobieren, das gelernte anzuwenden und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wofür sie in die Schule gehen. Es ist schwierig sich ohne Motivation dem Lernen zu verschreiben. Unmittelbar nach der Schule muss man sich für einen Ausbildungsberuf oder ein Studium entscheiden, wobei man vielleicht noch nie in diesem Gebiet gearbeitet hat. Das muss geändert werden. Der Unterricht muss strukturell zahlreiche Möglichkeiten bieten, das gelernte anzuwenden. Ferienpraktika und -jobs, Praktika während der Schulzeit lehren einem manchmal mehr als eine Woche Schule. Nicht weil Schule nicht ihrem Lehrauftrag nachginge, sondern weil der Schüler kein Lernziel hat oder dieses sehr abstrakt ist.
3. Zum Thema Schulclub: Was muss ein Schulclub mindestens leisten und wie würdest du einen idealen Schulclub beschreiben?
Ein idealer Schulclub geht auf die Interessen der spezifischen Schulart ein. Freizeitbetreuung ist sicher nicht für jeden Schüler die richtige Anlaufstelle. Ein Schulclub muss das leisten, was von den Schüler*innen benötigt wird. Ich stelle mir einen Schulclub betreut vor, sodass ein Student oder Sozialarbeiter die Schüler*innen betreut. In jüngeren Klassen kann dadurch Hausaufgabenbetreuung angeboten werden, sodass diese Schüler sich angewöhnen, Ihre Hausaufgaben in ihrer Freizeit tatsächlich zu erledigen. Bei Schwierigkeiten haben Sie dann Ansprechpartner*innen. Weiterhin ist es an Schulen mit sozialem Förderungsbedarf angebracht den Schülern eine Gemeinschaft innerhalb der Schule zu geben. So können Freundschaften geschlossen werden und es wird ein Austausch außerhalb des Unterrichts mit Mitschülern und erwachsenen Erzieher*innen möglich. Schüler haben legere Ansprechpartner an die Rückfragen gestellt und Diskussionen geführt werden können, ohne die ganze Klasse zu involvieren. Dies beinhaltet Fragen zu Hausaufgaben. Ein idealer Schulclub sollte die Bedürfnisse der Schüler*innen an dieser Schule wahrnehmen und Lösungen dazu anbieten. Insbesondere um zwischen Schülern Kontakte zu knüpfen und den Betreuer als lockeren Ansprechpartner zu haben.
4. Was sind eure Forderungen für das nächste Schuljahr?
Die Defizite dieses Schuljahrs sollten unbedingt nachgeholt werden. Wenn nach der anstehenden Erhebung des Freistaates die Benachteiligung gering ausfallen sollte, dann kann diese relativ einfach geschlossen ausgeglichen werden. Auch wenn kleine Fehlstellen im Lehrplan nicht gravierend mögen, enthält er diese Stoffgebiete nicht ohne Grund. Sollten große Ausfälle deutlich werden, müssen unbedingt Maßnahmen getroffen werden, um dies nachzuholen. Dies sollte unter Berücksichtigung der Möglichkeiten Lehrer*innen und der Fähigkeiten der Schüler und Eltern geschehen. Sommerschulen sind eine Möglichkeit, aber nicht für alle Schüler*innen wahrnehmbar.
5. Was sind Kurse, die ihr euch im GTA Bereich wünscht?
Ganztagsangebote zur politischen Bildung sind bisher nicht flächendeckend vorhanden, obwohl selbst junge Schüler*innen mit Politik in Kontakt treten, haben sie meist nicht die Möglichkeit und Fähigkeit sich kritisch damit auseinanderzusetzen. Es ist selbstverständlich, dass diese GTAs keine bestimmte politische Meinung seitens der GTA-Leiter vertreten dürfen, daher müssen die Schüler untereinander diskutieren lernen. Wichtig sind hier auch die Auseinandersetzung mit Primär- und Sekundärquellen (so langweilig das auch klingen mag). Fundierte Diskussionen sind nicht immer die spannendsten, aber man möchte sich auch nicht in einer gespannten politischen Situation befinden. Die Informationen für die Diskussionen müssen irgendwoher stammen und möglichst korrekt sein. Dies ist heutzutage, wie auch schon immer, eine wichtige Fähigkeit: sich mit Informationen auseinanderzusetzen und Ihre Richtigkeit einschätzen zu können. Weiterhin fehlt es an Möglichkeiten sich mit Elektrotechnik und Informatik zu beschäftigen. Oft fehlen die Ressourcen bestimmte Geräte anzuschaffen, was das Etat für GTAs nicht immer hergeben mag. Daher könnte man für solche Angelegenheiten Zentren in Schulnähe schaffen und Schüler mehrerer Schulen dort zusammenführen. So können sich auch dünn verteilte Interessensgruppen zu Gruppen zusammenschließen und soziale Kontakte innerhalb der ganzen Stadt aufbauen. Es mangelt bisher an Vereinen, städtischen und hochschulischen Angeboten, die dies für Schüler*innen anbieten.
Vielen Dank für deine Meinung zu unseren Themen und alles Gute für dich, Daniel.
Quelle: StadtSchülerRat Chemnitz
Bildquelle: StadtSchülerRat Chemnitz