Frau Schrapers war ihr Leben lang Lehrerin, an der Paul-Schmidt-Schule unterrichtet sie bereits seit 15 Jahren Mathematik und Physik und ist außerdem Mittelstufenkoordinatorin. Nun nähert sie sich langsam dem Ende ihrer beruflichen Laufbahn zu und schaut auf eine erfahrungs- und ereignisvolle Zeit zurück. Hier ein kleiner Einblick darin:
Frau Schrapers, könnten Sie einige grundlegende Unterschiede im Bildungssystem nennen zwischen Ihrer Schulzeit und der heutigen?
Es fängt an mit so rein organisatorischen Sachen wie Pflichtstundenzahl, die sich im Laufe der Jahre gesteigert hat. Es hat sich der Umgang mit Eltern und Schülern verändert, wobei ich keine Wertung machen möchte, wann es besser war. Ob vor vielen Jahrzehnten oder jetzt: jede Zeit hatte ihre Plus und Minus.
Das, was sich nicht verändert hat, ist das Image des Lehrers in der Öffentlichkeit. Dass dieser Beruf eigentlich nicht die Anerkennung erfährt, die ihm eigentlich zusteht. Das ist für mich auch der Grund, warum seit vielen Jahrzehnte so wenig junge Leute sich entschieden haben diesen Beruf zu ergreifen. Wir sind also diese 60 Generation, die demnächst alle gehen, dann haben wir noch ein paar mit 50, und dann kommt ein großer Sprung in der Lehrerbelegschaft. Zum Glück haben wir jetzt ein paar tolle junge Kollegen, aber aus den Generationen dazwischen fehlt ganz viel. Und das liegt meiner Meinung nach auch an der fehlenden Anerkennung des Berufs in der Gesellschaft. Wenn ich mir z.B. anschaue, was viele Kollegen machen: das ist so wertvoll und für die Entwicklung der Kinder so wichtig!
Abgesehen davon, gäbe es noch etwas anderes was Sie gerne am Bildungssystem ändern würden?
Ich würde die deutsche Kleinstaaterei beenden. Bildung unterliegt der Länderpolitik und ich finde die Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern ist nicht da. Ich finde, wenn wir in einem Land leben, und in einem Land Abschlüsse verteilen, dann müssen diese auch vergleichbar sein. Konkret heißt das: die Inhalte der Rahmenlehrpläne sind von Bundesland zu Bundesland zu unterschiedlich. Und das wäre etwas, was ich ändern würde, wenn ich was zu sagen hätte- was ich jetzt aber zum Glück nicht habe!
Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Lehre aus?
Gutes Fachwissen, kombiniert mit der Fähigkeit auf junge Leute einzugehen. Die Sprache der jungen Leute zu sprechen und es schaffen, sie mitzunehmen. Dass sie so mitgehen, dass sie einsehen, dass sie manchmal auch Dinge machen müssen, auf die sie keine Lust haben. Diese Fähigkeit, das alles zu vereinen: das macht eine gute Lehre aus.
Gibt es etwas was Sie als Ausgleich zum Beruf, oder um sich selbst zu inspirieren, tun?
Ich bin glückliche Oma! Es gab im Laufe der Jahre sehr viel Veränderung mit mal mehr und mal weniger Zeit zum Ausgleich, also z.B. für Sport. Aber ich muss sagen: die größte Kraftquelle und der Ort, wo ich am meisten Inspiration schöpfe, ist die Familie. Das ist dieser Anker, der einen immer wieder geerdet hat und verhindert hat, in irgendwelche falschen Sphären zu schweben.
Welchen Rat würden Sie angehenden Lehrkräften geben?
Beispielsweise die angehenden Lehrkräfte, die Sie bei kiwies haben, das sind so engagierte junge Leute, die eine Mischung mitbringen zwischen neuer Ideenwelt und der vollen Bereitschaft, sich trotzdem das anzuhören, was die Alten zu sagen haben. Da sehe ich sehr viel Positives für die Zukunft. Junge Leute sollen sich den Mut nicht wegnehmen lassen und sollen ihre Ideen weiter sprudeln lassen!
Frau Schrapers, ich danke Ihnen für Ihre Zeit und Ihre Offenheit!
Vielen Dank.
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